BAE Braunlage-Andreasberger-Eisenbahn
Wanderung im Harz entlang der BAE, November 2009
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- Kategorie: BAE Braunlage-Andreasberger-Eisenbahn
- Zuletzt aktualisiert: Samstag, 06. August 2011 15:15
- Geschrieben von Michael Homberg
Die BAE Braunlage Andreasberger Eisenbahn Ende November 2009
Wanderung im Harz entlang der grandiosen Eisenbahn-Großbaustelle
Am ersten Advent-Wochenende 2009 war ich im Harz und erwanderte die gesamte Hauptstrecke der BAE, von Braunlage bis Sieber.
Wie im Spätherbst zu erwarten, war ich in dieser wunderschönen wilden Gegend fast immer alleine unterwegs. Auf der Wanderung traf ich niemanden, und selbst in den Dörfern war es bei diesem Schmuddelwetter sehr ruhig.
Gut, dass mir der Harzexperte Otto, den manche besser unter seinem Namen OOK kennen, Tipps für die Strecke gegeben hatte. Dank seiner Hilfe fand ich immer einigermaßen gut begehbare Wege in der Nähe der Eisenbahntrasse.
In Braunlage starte ich so früh, dass hier noch gar keine Personen zu sehen sind:
Blick auf Braunlage aus östlicher Richtung. Braunlage ist einer der Zugspeicher der BAE (Zugspeicher: im Englischen würde man Fiddle-Yard sagen).
Kurz vor der Ausfahrt entdecke ich zwei 5-Achser. Beide haben kalte Kessel.
Direkt am Ende von Braunlage ist die Einfahrt in den Wurmbergtunnel.
Die Reste der Gewölbearbeiten liegen noch am Boden.
Gut, dass mir OOK eine Landkarte mitgegeben hatte. So brauche ich mich nicht durch diese Baustelle zu bewegen. Mein Wanderweg ist auf der Karte nicht eingezeichnet, aber Otto hat mir gesagt, dass es einen Trampelpfad direkt links neben den Felsen gäbe. Meine Hose sieht anschließend etwas graugrün gestreift aus, aber dafür hat man ja seine Jeans, oder?
Der Wurmbergtunnel liegt zwischen Brl und Kkg. Auf der Wanderkarte ist er nur zu vermuten: der Tunnel liegt "unter" dem Bergbau-Symbol bei Cho.
Bald habe ich die Westseite des Wurmbergtunnels erreicht,
der Weg entfernt sich von der Trasse, so dass ich dieses Übersichtsfoto machen kann.
Und dann führt der Wanderweg wieder dicht an die Trasse heran und ermöglicht den direkten Blick auf das Portal des Tunnels in Richtung Königskrug.
Es geht vorbei um die Felsnase, und dann sehe ich das westliche Tunnelportal
und bald ist Königskrug erreicht.
Ein Waldarbeiter sagt mir, dass diese Fichte erst letzte Woche ankam,
die sogenannten Wollsackverwitterungen des Granits gäbe es dagegen schon viel länger. Er erzählt etwas von geologischen Zeiträumen, genauer kenne er sich aber nicht aus.
Bald erreiche ich Königskrug. Im Hintergrund ist der Steinbruch, er später zu einem der wichtigsten Auftraggeber der Frachten werden wird.
Der Steinbruch steht auch kurz vor der Neueröffnung.
An dieser Stelle hatte vor einiger Zeit der Bautrupp größere Streckenverwerfungen entdeckt. Mittlerweile liegt hier ein neues Gleis.
Bald bin ich an Königskrug vorbei gewandert, und blicke von Westen zurück.
Der Weg entlang der starken Steigung in Richtung Oderteich ist schweißtreibend,
immer bergauf. Es geht um die Kurve, ein Ende ist nicht in Sicht...
puh, dicht am Abgrund vorbei...
Otto hatte mir bei meinem Aufbruch gesagt, dass diese Stelle schlimmer auf die Wanderer wirke, als sie es sei. Also da soll ich durch?
Endlich ist die Trapeztafel von Oderteich in Sicht.
Otto hatte mir die dortige Bahnhofsgaststätte empfohlen, und die müsste ja kurz hinter diesem Schild liegen. So hoffe ich jedenfalls.
Endlich. Ich habe die lange Steigung geschafft, und das Bahnhofsgebäude von Oderteich ist in Sicht.
Es stehen schon einige Wagen auf den Gleisen, jedoch lassen die Werkzeuge der Gleisbautrupps vermuten, dass hier noch einiges zu tun ist.
Je näher ich komme, desto größer wird meine Befürchtung: hat die Bahnhofsgaststätte heute wirklich geöffnet?
Die Gleisbautrupps sind mit Montagen von Weichen beschäftigt, Spezialwerkzeuge liegen im Gleisbereich. Ob die Monteure alle in der Gaststätte sind?
Da heute keine Züge fahren, kann ich mal schnell direkt an die Weichen, um Fotos zu machen.
Alle Konstruktionen werden individuell an die technischen Gegebenheiten angepasst,
wenn es eng wird, gehen die Weichenantriebe mit ihren langen Stangen unter dem Nebengleis durch.
Leider: die Bahnhofswirtschaft hat geschlossen. In Oderteich bläst ein kalter Wind, und die Schneereste im Hintergrund lassen die unangenehme Temperatur erahnen. Da hilft nur der Extra-Pullover.
Und jetzt gehe ich vorbei an Schneeresten. Eine besonders hartnäckige Schneewehe hat sogar das Schild von Oderteich halb verdeckt. Aber das macht mir nichts, meine Wanderkarte ist gut, und die Orientierung entlang der Bahnstrecke ist auch einfach.
Die Wagen für den Schwerspat gehören alle der Grubenbahn, deren Strecke links bergauf führt.
Das Gleis nach rechts gehört der BAE und führt über Drei Hörste nach Sonnenberg. In diese Richtung geht auch meine Wanderstrecke.
Ein Gleisbautrupp hat die frisch gelieferte Stahlbrücke über die BAE-Strecke probeweise eingehängt. Die vorher eingebaute Behelfsbrücke liegt hinter der Riesensäge.
Die Männer von dem Bergwerk in Charlotte Elise kommentierten dies in der Lokalzeitung frei nach Wilhelm Busch: "Voller Tücke in die Brücke eine Lücke!"
Die Bahnaufsicht hatte diesen Brückenneubau verlangt. Den Männern vom Bergwerk Charlotte Elise wäre ein funktionierendes Provisorium lieber gewesen, sagten sie unter vorgehaltener Hand: "Man weiß ja nie, wann die Behörden die neue Brücke abgenommen haben!"
Diese Brückenbaustelle kann ich auf der linken Bergseite umgehen, und hinter dieser Kurve
kommt das Bergwerk in Drei Hörste in Sicht. In der Ferne wird der schneebedeckte Brocken sichtbar.
Der Gleisanschluss von Drei Hörste. Was ist denn hier los? Wieso steht hier ein Personenwagen? Ist der Bergbauinspektor unterwegs, mit einem Sonderzug? Merkwürdig. Ich hatte gehört, die gesamte Strecke sei derzeit wegen Bauarbeiten komplett gesperrt.
Fernsicht auf den Brocken.
Einige Zeit später erreiche ich Sonnenberg.
Oben auf dem Brocken, im Hintergrund bei dieser Fernsicht bestens zu erkennen, wäre bestimmt das Restaurant geöffnet. Aber hier in Sonnenberg sieht es auch nicht so aus, als ob sich bei diesen Bauarbeiten viele Touristen hierher verirren würden.
Überall liegt das Material der Gleisbautrupps. Aber von diesen Malochern fehlt jede Spur. Sind die alle in der Kantine?
Auf den ersten Block sieht es so aus, als wäre Sonnenberg eine einzige Baustelle. Die genauere Beobachtung zeigt jedoch:
Falsch geraten. Es sind: viele ... Baustellen.
Da von den Bautrupps keiner zu sehen ist, traue ich mich mal und mache mit der Draisine eine Rollprobe...
Die Rollprobe gelingt, ich schaue mich noch kurz um, und dann muss ich weiter, um noch vor Einbruch der Dämmerung an mein Ziel zu kommen.
vorbei an der Eselsschlucht
und der Brücke über die Sieber
geht es an der Hütte von Schlufterhütte
in Richtung Schluft.
Hier wird mir deutlich, wie viel optische Wirkung eine einzelne Flasche erzielen kann, wenn die jemand in der Landschaft stehen lässt:
ab in den Papierkorb, das wirkt doch gleich viel besser, oder?
Im Bahnhofsgelände von Schluft sieht es so aus, als ob die Bautrupps schon vor längerer Zeit abgezogen worden wären.
Auch am westlichen Ende des Bahnhofs Schluft sind die Bautrupps verschwunden.
Einheimische sagen mir, dass zuerst der Streckenabschnitt von Braunlage nach Sonnenberg eröffnet würde. Die BAE-Strecke von Sonnenberg nach Sieber, die auch durch Schluft führt, würde sofort anschließend betriebsbereit gemacht.
Von Schluft aus geht es bergab, der Fußweg neben den Gleisen ist bis auf ein paar feuchte Stellen gut begehbar. Bald erreiche ich den ersten Tunnel westlich von Schluft,
den ich mir auch aus der Nähe anschauen kann, weil der Wanderweg fast direkt neben den steilen Felsen vorbei führt.
Der Wanderweg führt um die Felswand herum, und auf der Westseite des Tunnels entdecke ich deutliche und frische Spuren der Bautrupps. Aha: so also bringen diese die Farbe ins Gelände.
Ein paar Minuten später habe ich die Felsnase um den zweiten Tunnel vor Sieber passiert, und ich erreiche das Bahnbetriebswerk von Sieber. Auch hier wird mir von den Einheimischen bestätigt, dass die Streckeneröffnung bis Sonnenberg gar nicht mehr lange dauern werde.
In Sieber endet meine Wanderung entlang der BAE:
Sieber ist ein Endbahnhof der BAE. Der Übergang zur vollspurigen Siebertalbahn ist von den Behörden beschlossen, und er ist gerade bei den zuständigen Behörden im Genehmigungsverfahren.
Übrigens: der Bauzustand in Sieber ist deutlich fortgeschrittener, als dieses Bild erahnen lässt.
Ich sprach mit einem Passanten, und der sagte dazu: oft machen die Bautrupps überstürzt Feierabend, und dann haben sie die Baustelle in einem Zustand hinterlassen, der einem Lagerplatz ähnlicher sieht als einem Bahnhof kurz vor der Vollendung. Eigentlich haben die immer zu wenig Abstellfläche, und wenn sich eine so schöne Platte anbietet, welche die nächsten drei Stunden nicht gebraucht wird, dann - schwupp - liegt alles Mögliche darauf.
In Sieber endete meine Harzwanderung. Wie verabredet, holte mich Otto ab, und endlich gab es den schon seit Oderteich so vermissten Kaffee.
Otto verriet mir anschließend, dass die BAE-Bautrupps im Anmarsch seien. Das ist eine andere Geschichte, und deren Details gibt es hier.